Zeitzeugenbegegnung am Georg-Büchner-Gymnasium
Die Stufen EF und Q1 trafen den Holocaust-Überlebenden Dr. Leon Weintraub
Am Mittwoch, dem 12. Juni, erhielten die Schülerinnen und Schüler der Oberstufe die einmalige Gelegenheit, den Holocaust-Überlebenden Dr. Leon Weintraub in der Aula zu empfangen. Dieser erzählte über seine Erfahrungen aus der dunkelsten und schrecklichsten Epoche deutscher Geschichte, der des Dritten Reiches und der Shoah. Der 98-jährige Herr Weintraub fühlt sich verpflichtet, diese grausame Zeit nicht in Vergessenheit schwinden zu lassen, sondern die Erinnerung auch für zukünftige Generationen aufrecht zu erhalten, unter anderem durch Besuche in Fernsehformaten sowie Vorträge an Schulen. Trotz der für immer einschneidenden Verluste, dem Tod eines Großteils seiner Familie, blickt Leon Weintraub optimistisch und positiv in Gesellschaft und Zukunft. Wenn die Menschheit seinem Appell Folge leisten würde, jedem Menschen mit Respekt und Würde entgegenzutreten und nicht nach äußeren Merkmalen der Menschen zu urteilen, wäre das Leben vieler heutiger Opfer von Hass, Ausgrenzung, Verachtung und Gewalt lebenswerter. Denn Dr. Weintraub, gelernter Arzt, bezieht sich seit jeher auf die Tatsache, dass alle Menschen biologisch gleich aufgebaut sind und kurz nach der Geburt unvoreingenommen ihre Umgebung betrachten. Die Entwicklung von irrsinnigen Ideologien und dem Drang, nach ,,Höherem“ zu streben, folge erst später durch Manipulation und Lenkung.
Die Schülerschaft blickt zugleich berührt und dankbar auf diese Begegnung zurück, welche nur aufgrund des bemerkenswerten Engagements der Familie Valder sowie den jeweiligen Organisatoren von Seiten des GBG zustande kommen konnte. Denn alle Anwesenden waren sich bewusst, dass derartige Treffen nicht mehr allzu lange möglich sein werden, da die Generation der Zeitzeugen nicht mehr ewig unter uns weilen wird.
Als Dank für den Besuch Leon Weintraubs und seiner Frau wurde der Vortrag musikalisch durch ein Ensemble aus dem Oberstufenorchester und einen Pianisten aus der Q1 begleitet. Dazu wurden Stolpersteine für Natalia und Rosa Weintraub übergeben. Die Mutter und Schwester Leon Weintraubs kamen während des nationalsozialistischen Terrors in den Konzentrationslagern um. Die Verlegung der Steine erfolgt Ende August vor dem ehemaligen Wohnhaus der Familie in Lodz (Polen), welche eventuell auch eine kleine Delegation des GBG begleiten wird.
Dieses Treffen hat erneut auf sehr emotionale und einprägsame Weise verdeutlicht, wie essenziell der Kontakt und Austausch über die grausame Zeit des nationalsozialistischen Deutschlands ist und die damit verbundene koordiniert geplante Auslöschung von Minderheiten, Juden und politischen Gegnern. Nur hierdurch und den Gedanken an die damalige Vernichtungsherrschaft kann das Vergessen und eine Wiederholung solcher Taten für heute und morgen verhindert werden.
Für folgende Jahrgänge ist das gesamte Gespräch gefilmt und aufgezeichnet worden.
Vielen Dank an die beteiligten Organisatoren und natürlich an Herrn Weintraub selbst, welcher seine Erlebnisse von Antisemitismus und Vernichtung mit uns teilte.
Fabian Libruks, Q1