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Exkursion zum Edelmetallhändler

Wird die Inflation noch weiter steigen? Oder geht sie bereits spürbar zurück? Ist das vielleicht nur die erste von mehreren Wellen? Diese Fragen sind alles andere als leicht zu beantworten und sie gehen über den (oftmals engen) schulischen Kontext hinaus. Umso drängender aber sind die sich anschließenden Konsequenzen für die Bürger. Welche Folgen hat die Inflation für die Gesellschaft und das ersparte Vermögen? Was können wir jetzt tun?

Auf einer Exkursion in ein Kölner Goldhandelsgeschäft konnten Schülerinnen und Schüler des Grundkurses Sozialwissenschaften (Q2) mit zwei Expertinnen Antworten auf diese Fragen diskutieren. Zuvor hatten sie sich im Unterricht in Arbeitsgruppen sowohl mit Präsentationen und Referaten vorbereitet als auch anhand historischer Inflationsphasen – insbesondere des Inflationsjahrzehnts der 1970er-Jahre nach dem Ende des Bretton-Woods-Systems – Parallelen und Unterschiede zur derzeitigen Teuerung herausgearbeitet. Im Rahmen der jeweiligen Auswirkungen der Geld- und Finanzpolitik auf die Vermögens- und Güterpreisinflation haben sie sich einschlägige Fachbegriffe wie Preis-Lohn-Preis-Spirale, Everything Bubble, Shrinkflation etc. erarbeitet und abschließend die Handlungsmöglichkeiten der Bürger am Beispiel der aktuellen Hyperinflation in der Türkei diskutiert.

So ging es – ausgerüstet mit dem nötigen Theoriewissen – ins Kölner Bankenviertel zu einer Filiale von Degussa Goldhandel, einem der größten Edelmetallhändler Deutschlands. Dort hatte man, u.a. aufgrund der Bankenkrise in den USA und der Rekordinflation in Deutschland, alle Hände voll zu tun. Dies aber hinderte die Chefin der Edelmetallberatung und eine Goldschmiedin nicht daran, sich ausgiebig Zeit für die vielen (sehr) detaillierten Fragen der GBG-Schüler(innen) zu nehmen. So erklärten sie die verschiedenen Aspekte ihres Geschäfts:

Produkt: Gold (und andere Edelmetalle)
  • Gold hat eine lange Tradition: Es wird bereits seit mehreren tausend Jahren in unterschiedlichen Kulturen als Wertaufbewahrungs- und Tauschmittel genutzt.
  • Gold ist ein „ewiges“ Metall: Es oxidiert nicht, d.h., es kann beliebig wieder eingeschmolzen und neu verarbeitet werden.
  • Gold ist ein äußerst seltenes und knappes Gut: Alles bislang abgebaute bzw. an die Erdoberfläche gebrachte Gold ließe sich in einen Würfel mit einer Kantenlänge von lediglich ca. 21 Metern gießen, der sogar unter das Brandenburger Tor passen würde.
Geschäft als Edelmetallhändler
  • Man selbst ist keine Bank, sondern ein (Gold-)Händler. Banken sind – aufgrund der hohen Kapitalbindung – zumeist nicht groß im Edelmetallgeschäft engagiert.
  • Eine Feinunze Gold ist ca. 31,1 Gramm schwer und kostet aktuell etwa 1.800 EUR. Die Umsätze bzw. Gewinne entstehen aus der Handelsmarge von An- und Verkauf. Da sich der (Weltmarkt-)Preis fortlaufend ändert, müssen größere Ankaufsmengen von Gold sofort „gehedged“ bzw. abgesichert werden.
  • Derzeit kommen zugleich sowohl viele Verkäufer als auch viele Käufer in die Filiale: erstere lösen ihr(en) (Gold-)Schmuck als „Notgroschen“ ein, zweitere betrachten Gold als Inflationsschutz.

Für die Schülerinnen und Schüler hat die Exkursion zum Ende ihrer Schulkarriere jedenfalls nicht nur zu ihrer ökonomischen Bildung beigetragen, sondern sie verlangte – wie auch oftmals im späteren Berufsleben – eine fächerverbindende Perspektive von ihnen, z.B. bei den ausführlich demonstrierten Maßnahmen gegen Goldfälschungen: Hier wird bei dem Metallstück zunächst das Verhältnis von Volumen zu Gewicht untersucht und mit der bekannten Dichte von Gold abgeglichen. Bei Zweifeln wird dann eine Probe zur chemischen Überprüfung der Edelmetallgehalte genommen.

Eindrucksvoll war für Schüler(innen) wie Lehrer auch das hohe Gewicht des umher gehenden Silberbarrens, dem – aufgrund der hohen Dichte – seine 14 kg überhaupt nicht anzusehen waren, sodass er – trotz eindringlicher Warnungen – gleich mehreren Beteiligten glücklicherweise nicht dennoch auf den Boden gefallen ist.

Am Ende war es eine gelungene Abschlussveranstaltung des Kurses! Die Abiturientinnen und Abiturienten durften sogar einige Barren mit nach Hause nehmen – wenn schon nicht aus Gold, so doch immerhin als goldfarbene Gummibärchen.

Dieter Brüggershemke

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